Falls Sie am 13. Mai zum ersten Mal an einem Workshop oder einer Informationsveranstaltung zum Thema "Pflichtpfand" teilgenommen haben, mögen Sie über das eine oder andere Vorkommnis erstaunt gewesen sein.

Viele Teilnehmer vergangener Veranstaltungen waren von der restriktiven Informationspolitik des Konsortiums mehr als enttäuscht, da wesentliche Informationen zurückgehalten oder gar bewusst falsch berichtet werden.

So erklärte am 10. April der technische Gutachter (Herr Dr. Holley, Fraunhofer Institut) bzgl. der UV-Beständigkeit der Farbe, dass es hier keinerlei Bedenken gäbe, die Farbe ausführlich getestet und sogar "strandtauglich" sei. Wie zwischenzeitlich allseits bekannt, entwertet sich die Farbe jedoch bereits nach wenigen Tagen unter Bürobeleuchtung. In dem Pflichtenheft für die Sicherheitskennzeichnung heißt es: "
[sind] sämtliche Tintenleitungen ... im Druckbetrieb dauerhaft gegen Licht zu schützen". Am 13. Mai hieß es nun, die Farbe würde derzeit einem Langzeittest unterzogen.

Auch die Informationsveranstaltung des BVE am 13. Mai ließ wieder etliche Fragen der Teilnehmer unbeantwortet, obwohl die Antworten z.B. in der "
Leistungsbeschreibung Zentrale Clearingstelle" enthalten sind:

Erstaunlicherweise wurden auf der BVE-Informationsveranstaltung die für die Branche außerordentlich wichtigen Kosten des Pfandsystems - hier interessieren vor allem die Kosten pro Gebindeumlauf - nicht genannt. Ebenso bleibt rätselhaft, wer die Kosten der zahlreichen geforderten Zertifizierungen, Bonitätsprüfungen und dergleichen mehr tragen soll, bzw. wie hier eine Verzerrung des Wettbewerbs glaubhaft verhindert werden kann.

Damit Sie sich ein besseres Bild von der geplanten Clearingstelle machen können - die in vielen Punkten den Eindruck einer kafkaesken Behörde macht – ist die Lektüre der "
Leistungsbeschreibung Zentrale Clearingstelle" mehr als empfehlenswert.

Sie können diese bei Roland Berger (Ansprechpartner Felix Pintgen, Felix_Pintgen@de.rolandberger.com , Tel. +49(0)89-9230-8677) anfragen.

Sie sollten dringlichst darauf bestehen, diese Unterlage tatsächlich zu erhalten, da in den Pflichtenheften "
Rücknahmeautomaten", "Erkennungstechnik" und "Kennzeichnungstechnik" nur ein sehr unvollständiges Bild des geplanten "Pfandsystems Direktdruck" enthalten ist, wenngleich sich schon hier z.B. der Alptraum eines durch vier Sicherheitshierarchien geschützten Druckers offenbart: "Das Abflanschen einer Kartusche vom Kennzeichnungsapparat hat ohne Autorisierung der S2-Berechtigung das automatische Zerstören der Tintenrestmenge zur Folge (...) Nach Autorisierung der Nutzer (mindestens 2) via Transponderkarte kann die Tür zum Tintensystem geöffnet werden." (Technisches Pflichtenheft Kennzeichnungstechnik)

Teile der "
Leistungsbeschreibung Zentrale Clearingstelle" finden Sie in unserer angehängten Pressemitteilung kommentiert.

In der beklagenswerten Informationspolitik des Konsortiums ist auch das Erstellen von E-mail-Verteilern und die Einrichtung der Homepage http://www.fairesdosenpfand.de begründet: obwohl auf dem Workshop vom 10. April verbindlich zugesagt wurde, Teilnehmerlisten mit E-Mail Adressen zur Verfügung zu stellen, ist dies nie geschehen. Die ebenso zugesagten Protokolle wurden nicht veröffentlicht: nach Aussage der CCG wird derzeit noch an den "Entwürfe(n) dieser Protokolle" (!) gearbeitet.

Um trotzdem die sehr wichtige Kommunikation der Teilnehmer (Hersteller und Entwickler von Drucktechnik, Erkennungstechnik, Software, Kompaktierer, Automaten...) zu ermöglichen, wurden bereits auf den beiden vergangenen Veranstaltungen entsprechende Teilnehmerlisten erstellt und allen darin aufgeführten Personen übermittelt. Daher ist durchaus erstaunlich, dass Herr Dr. Traumann (BVE) die am 13. Mai erstellte Liste erbost an sich nahm und in Stücke riss - möglicherweise zeigt dieses Verhalten das fehlende Vertrauen in die Pfandlösung "Direktdruck". Warum sollte der Austausch von Informationen behindert werden?

Da uns mit "rechtlichen Schritten" im Falle einer Weitergabe dieser Adressen gedroht wurde, bieten wir an, Ihre eventuellen Fragen, Anregungen, Stellungnahmen... an andere Teilnehmer weiterzuleiten bzw. auf Wunsch unter http://www.fairesdosenpfand.de zu veröffentlichen.

Sehr erstaunt hat Dr. Traumanns Aussage, das Dosenpfand sei "ökologisch und wirtschaftlicher Blödsinn"; schließlich besteht in der Forderung des Gesetzgebers auch die Chance, Einweggebinde im Vergleich zu Mehrweggebinden ökologisch wie wirtschaftlich konkurrenzfähiger zu machen.

Vorausgesetzt, es kann eine Pfandlösung gefunden werden, die unterhalb der Kosten des "Grünen Punktes" bleibt. In diesem Fall werden sich der Einwegverpackung zweifellos neue Märkte öffnen.

Da jedoch nach aller Vermutung das "Pfandsystem Direktdruck" in seiner Abwicklung weitaus teurer werden wird, als der "Grüne Punkt", ist hier mit einer weiteren Verschlechterung der Konkurrenzsituation von Einweggebinden zu rechnen. Insofern mag Dr. Traumanns Bemerkung wohl dahingehend verstanden werden, dass dieses "Pfandsystem Direktdruck" "ökologisch und wirtschaftlicher Blödsinn" ist, da die vorgeschlagene Lösung offensichtlich größere Kosten als der "Grüne Punkt" verursacht.

Es ist fraglich, ob der BVE hier den Interessen der Einwegindustrie gerecht wird.

Wir erlauben uns den Hinweis, dass Fa. Zoche (in Abstimmung mit einer Deutschen Großbank) dem Konsortium ein Preisangebot über den Betrieb einer Clearingstelle nach dem "Pfandmünzensystem ZOCHE" vorgelegt hat, welches alle erwähnten rechtlichen, sicherheitstechnischen sowie wettbewerbsrechtlichen Probleme vermeidet und zudem mit etwa nur 1/10 der Kosten des "Grünen Punktes" auskommt. Eine Kurzbeschreibung dieses Pfandsystems finden Sie im Anhang.

Dieser von unserer Gruppe bereits vor Monaten eingebrachte Vorschlag wird bis heute vom Konsortium ignoriert, obwohl bei Umsetzung dieses in allen Stufen einfachen, kostengünstigen und vollständig betrugssicheren "Pfandmünzensystems ZOCHE" der Einwegindustrie zusätzliche Märkte eröffnet würden.


Mit freundlichen Grüßen,



Michael Zoche


http://www.fairesdosenpfand.de


Anlage:
Pressemitteilung und Kurzbeschreibung: presse_zoche_20030512.pdf